Cybergrooming – Die unsichtbare Annäherung im Netz

Cybergrooming beschreibt einen besonders perfiden Vorgang, bei dem Erwachsene über das Internet gezielt Kontakt zu Minderjährigen aufnehmen, um sie emotional zu manipulieren und auf einen sexuellen Übergriff vorzubereiten. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort „grooming“ zusammen, was so viel bedeutet wie „anbahnen“ oder „vorbereiten“. Es handelt sich dabei nicht um ein spontanes Verbrechen, sondern um einen meist systematischen Prozess, bei dem der Täter das Vertrauen des Kindes gewinnt, es emotional abhängig macht und schrittweise seine eigenen Grenzen verschiebt.

Oft beginnt alles sehr harmlos. Eine freundliche Nachricht in einem Chat, ein Like auf ein Foto, ein Gespräch über gemeinsame Interessen. Der Täter passt sich der Sprache, den Vorlieben und dem Alter des Kindes an. Er gibt sich verständnisvoll, hört zu, baut eine scheinbar authentische Beziehung auf. Was für das Kind wie ein echter Kontakt erscheint, ist in Wahrheit eine gezielte Manipulation. Nach und nach versucht der Täter, persönliche Informationen zu bekommen, intime Bilder einzufordern oder das Kind zu einem realen Treffen zu bewegen.

Für Kinder und Jugendliche ist es oft schwer zu erkennen, wenn sie in eine gefährliche Dynamik geraten. Cybergrooming spielt sich im Verborgenen ab. Es geschieht in privaten Nachrichten, auf Spieleplattformen, in sozialen Netzwerken oder scheinbar harmlosen Apps. Gerade dort, wo Kinder sich sicher fühlen, können sie am leichtesten verletzt werden.

Pädagogische Fachkräfte, Eltern und Bezugspersonen stehen vor der Aufgabe, Kinder zu sensibilisieren, ohne ihnen Angst zu machen. Es braucht Räume, in denen über digitale Risiken offen gesprochen werden kann. Kinder müssen wissen, dass sie bei merkwürdigen Nachrichten oder unangenehmen Erlebnissen nicht allein sind. Sie brauchen das sichere Gefühl, sich jederzeit an Erwachsene wenden dürfen, ohne Angst vor Schuldzuweisungen oder Verboten haben zu müssen.

Cybergrooming ist kein Einzelfall und kein Randthema. Es ist eine reale Gefahr in einer digitalen Welt, die Kindern Schutz, Orientierung und Vertrauen abverlangen muss. Prävention bedeutet hier vor allem, Beziehungsarbeit zu leisten, digitale Lebensräume mitzugestalten und Kindern den Mut zu geben, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen.