Wohnen und Alltag in der Gruppe

Für einen begrenzten, aber für ihre Entwicklung sehr wichtigen Zeitraum haben die Kinder und Jugendlichen ihren Lebensmittelpunkt in der Einrichtung. Daher ist es ein wichtiges Leistungsmerkmal stationärer Hilfen zur Erziehung, wie der Alltag gestaltet und bewältigt wird. Elementare Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um sich wohl und zu Hause zu fühlen. Wir bieten einen Schutzraum, in dem ohne Angst und Anspannung gelebt werden kann. Das Leben in der sozialen Gemeinschaft trägt zu dieser Sicherheit bei. Als Basis dienen unter anderem täglich gemeinsame Mahlzeiten, das Erledigen der alltäglichen Aufgaben, gruppeninternes Lerntraining sowie regelmäßige Aktivitäten und Sitzungen in der Gruppe. So gestalten die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Ressourcen in wachsender Eigenverantwortung – und sie erleben, dass ihnen etwas gelingt.

Jedem Kind steht mit dem eigenen Zimmer eine Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung. Die Räume des Haupthauses und die Zimmer sind individuell eingerichtet. Die Kinder und Jugendlichen werden bei der Gestaltung der Gruppenräume und ihrer persönlichen Zimmer einbezogen. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass sie persönliche Gegenstände mitbringen. Ähnlich wie beim Aufwachsen in einer Großfamilie legen wir Wert darauf, die Bedürfnisse, Wünsche und Ziele des einzelnen Kindes oder Jugendlichen zu berücksichtigen. Dies gilt im Alltag in der Gruppe ebenso wie im persönlichen Lebensbereich, z. B. bei regelmäßiger und gesunder Ernährung, Körperpflege und Hygiene, Gesundheitsfürsorge und Bekleidung, Bildung, Spiel und Freizeit, Bewegung und Begegnung mit anderen. Das Leben im Ankerpunkt Twedt zeichnet sich insbesondere durch folgende Punkte aus:

  1. Betreuung in familienähnlichen Strukturen z.B. durch gemeinsame Mahlzeiten
  2. Betreuung von Kindern und Jugendlichen jeden Geschlechts
  3. Betreuungspersonen stehen Tag und Nacht als Ansprechpartner zur Verfügung
  4. Vermittlung von Geborgenheit und Heimat bei gleichzeitiger Sicherstellung von notwendigen Rückzugsmöglichkeiten durch ein inklusives Wohnumfeld in abschließbaren Einzelzimmern
  5. Individuelle Gestaltung der Zimmer/des Lebensbereiches
  6. Wirtschaftliche Versorgung als wesentlichen Aspekt der Erziehung zur Selbstständigkeit verstehen und erleben z.B. durch Einkaufstraining
  7. Einhaltung von festen Zeitstrukturen durch Rituale wie gemeinsames Aufstehen
  8. Anleitung und Motivation zu hauswirtschaftlichen Aufgaben z.B. durch Putzpläne
  9. Motivation zur eigenständigen Haushaltsführung z.B. durch Kochtraining
  10. Anleitung und Unterstützung zur Körper- und Kleiderpflege
  11. Gesundheits- und Sexualerziehung
  12. Initiierung notwendiger Therapien (z.B. Medikamente, Diäten, Krankengymnastik) und Benutzung notwendiger Hilfsmittel (z.B. Brille, Zahnspange)
  13. häusliche Versorgung bei Krankheit des jungen Menschen
  14. Dokumentation besonderer Ereignisse und Erkrankungen
  15. Einbezug und Beratung der Eltern und Sorgeberechtigten (z.B. Elterncafé)
  16. Förderung individueller Stärken mit erlebnispädagogischen Inhalten
  17. Reflexion in Einzel- und Gruppengesprächen sowie auch in Familiengesprächen
  18. Vermittlung, Begleitung und Unterstützung in Krisensituationen
  19. Verkehrserziehung (z.B. durch Fahrradtraining)
  20. Sachgerechter Zugang und Umgang mit Medien (z.B. Handykonsum, Suchmaschinennutzung, Social Media und Privatsphäre)
  21. Übernahme von Diensten, Ämtern und Pflichten für die Gemeinschaft
  22. Erklären und Verabreden von Umgangsregeln (z.B. Tischkarten, Hausregeln)
  23. Gemeinsam gelebte und gefeierte Festtage

Wohnen und Alltag